Krippenausstellung 2022

Reiner Schlamp – Krippen aus Künstlerhand

Krippenausstellung 2022 in Pfaffenhofen a.d. Ilm.

Einleitung zur Krippenausstellung 2022 im Haus der Begegnung

Ich wurde gefragt, wie ich zum Krippenbauen gekommen bin und antworte gerne.
Mein erstes Erleben einer Krippe war das jährliche Weihnachtsfest in der Familie, bei dem als fester Bestandteil des Abends die Krippe unter dem Weihnachtsbaum stand und uns Kinder mit einem langen stillen Blick auf Stall und Figuren belohnten.

Meine Eltern besaßen ungefähr vierzig Figuren aus Südtirol. Im Rahmen des erblichen Übergangs wurden sie zwischen meinen Bruder und mir aufgeteilt. Mein Bruder bekam den Krippenstall und die Hälfte der Figuren, ich musste (und wollte es auch) einen neuen bauen.
So begann meine praktische Arbeit als Krippenbauer und Krippenfreund.
Ich holte mir Hilfe und Anregung und Unterstützung von allen Seiten. Durch häufigen Besuch der Krippenabteilung im Bayerischen Nationalmuseum München, die von Herrn Kommerzienrat Max Schmederer (1884 – 1917) im Jahre 1900 aufgebaut wurde, lehrreich und verständnisvoll. Er vertrat vor allem den Süditalienischen Stil.
Ein weiterer Grund an den Bau eines Krippengebäudes zu denken, gab mir die Erbschaft von sehr schönen Krippenfiguren, von den Schwestern im Nonnenkloster Kellenried bei Kaufbeuren. Die Figuren, detailverliebt, mit aus Wachs gegossenen Händen und Köpfen und handgenähter Bekleidung.

Viele Gespräche mit Kollegen bei der jährlichen Ausstellung in der Städtischen Galerie Pfaffenhofen waren sehr lehrreich, viel auch die Erfahrungen, die ich selbst beim Szenen- und Kulissenbau im Figurentheater “die Spielbude” – bis heute gemacht habe.

Reiner Schlamp

Schlamp Reiner Plakat Krippenausstellung 2022

Die Geschichte der Papierkrippe

Zwei Faktoren dürften zur Entstehung der Papierkrippe geführt haben und an ihrer Entwicklung beteiligt gewesen sein.
Der Wunsch nach einer eigenen Krippe. Kinder und weniger begüterte Menschen erleben die Krippe in der Kirche, sehen sie bei Fürsten und Leuten mit Geld.
So begannen sie sich auch eine Krippe zu wünschen.

Eine Krippe mit holzgeschnitzten Figuren wäre zu teuer gewesen und auch zu anspruchsvoll in Bezug auf Flächen- und Raumbedarf.
So fingen sie an, sich selbst eine Krippe zu machen, mit Papier oder Karton und mit Wasserfarben bemalt.
Professionelle Produzenten übernahmen diesen Gedanken. Es waren zuerst Künstler, die als Beruf in Kirchen die Wände und Decken mit Fresken ausschmückten und auftragsgemäß Altarbilder erstellten. Sie nutzten die arbeitslose Winterzeit (Kälte in den Kirchen), um viele figürliche Krippen herzustellen.

Manche dieser Künstler lebten im Haushalt ihrer bäuerlichen Kunden während dieser Zeit, um ganz den Wünschen entsprechen zu können.
Dann kamen die technischen Möglichkeiten des 19. Jahrhunderts. Lithografie (Steindruck) ermöglichte den professionellen Produzenten reichhaltige Krippen mit einem großen Reichtum an Figuren, Gebäudeteilen, Pflanzen, Bäumen und Landschaftselementen auf den Markt zu bringen.

Hier sind zwei Begriffe zu klären. Eine Krippe hat ihr Vorbild im Bezug zum Theater. Hier ist der Begriff “gefrorenes Theater” zu untersuchen, das heißt, eine Figur kann als Figur mitten in der Bewegung zum Stillstand kommen, und so gesehen werden und dann als sprechende Figur bezeichnet werden. Die Aktion ist festgehalten und wiederholt sich für den Betrachter.

Zweitens der Stil. Die Echtheit, Überzeugung durch präzise Darstellung, der Verlust einer Dimension wird mit Licht und Schatten ausgeglichen. Und damit ist es der Figur möglich, einen Inhalt (z. B. auf die eigene Identität, auf die momentane Aussage mit einem Partner) eindeutig zu vermitteln.
Besonders für das Theater “Krippe” sind die Möglichkeiten sehr wichtig und schon Kindern verständlich. Eine Figur, in einer mit Figuren, Pflanzen, Tieren, Himmel und Erde ausgestatteten Landschaft, wird sofort auch von Kindern verstanden. Vor allem, wenn die Raumtiefe hinzu kommt, die allmähliche Verkleinerung, der Verlust an Präzision, der Erscheinung und Leuchtkraft der Farben, unter Verwendung von echt-natürlichem Material, wie Steine, Baumstämme, Moos, Sand usw.

Um auf die Produzenten, Buchverlage usw. zurückzukommen. Die Produktion einer Theateraufführung wurde in voller Ausstattung zum Kauf angeboten: Schauspieler in ihren Theaterrollen, Szenenbildner, das eigene Theater ausfüllend, Architektur usw., sogar das Proszenium einer bekannten Bühne kam so in die Kleinstadt. So profitierte auch die Weihnachtskrippe von diesen der Wirklichkeit entsprechenden Elementen, und die Kinder konnten Eintrittsgeld für ihr Spiel zwischen Türrahmen und Polsterstuhl verlangen.

Historie der Papierkrippe mit Kasperl und seinen “Freunden” Tod und Teufel